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Im Gefängnis auf Palawan

Herausgegeben von Schnaepfel in Bericht von unterwegs · 31/3/2013 17:18:20

Im Gefängnis auf Palawan
Eine knappe Stunde dauert der Flug von Clark, Pampanga nach Puerto Princesa, Palawan. Der Airbus von Airphilexpress scheint recht neu zu sein. Wir geniessen die Ansage des Kapitäns in dem typischen Philippine-Englisch: Por your information, we are plying on twentythousandpipehundred peet………., immer das leidige Problem mit F und P.
Der kleine Airport in Puerto Princesa brummt vor Geschäftigkeit und es dauert nicht lange, bis das Gepäckband unsere 2 Trolley anliefert.
Am Ausgang sehen wir schon Litho stehen, er ist der Fahrer von "Nikkos Cabanas" und hält deutlich ein Stück Pappe in die Höhe, auf dem unsere Namen geschrieben stehen.
Er ist ein netter Kerl und kaum sind wir vom Flughafen weggefahren, gibt er uns schon die ersten nützlichen Tipps für unseren Aufenthalt. Auf sein Anraten hin stoppen wir schon nach 5 Minuten bei einer "Bike rental" und mieten nach kurzem feilschen eine 125cc Honda im Enduro Stil; 4 Gänge ohne Kupplung.
Der Vermieter will uns das Gefährt nach Feierabend ins Hotel bringen und nachdem wir 500 Piso (ca. 10 Franken) Anzahlung geleistet haben, ist der Handel perfekt.
Nach weiteren 15 Minuten Fahrt aus Puerto Princesa hinaus, werden wir in Niccos Cabanas mit einem Welcome Drink (sehr süsser Eistee) herzlich empfangen und können gleich unseren Bungalow beziehen.
Nach einem erfrischenden Bad im Pool und einer kleinen Stärkung erscheint auch schon der Vermieter mit unserem Bike. Leider ist das Frontlicht defekt und wir müssen uns gedulden, bis er nach einer dreiviertel Stunde mit einer neuen Glühbirne erscheint.
Am nächsten Morgen schwingen wir uns voller Enthusiasmus auf die Honda und starten zu unserer Erkundung in die näheren Umgebung.
Unser erstes Ziel ist der "Butterfly Garden". Nach nur einer halben Stunde kommen wir dort an und bezahlen für den Eintritt 2mal 50 Piso. Die Anlage ist nicht sehr gross, aber schön angelegt mit verschlungenen Pfaden und versteckten Winkeln. Auf und über einer grossen Anzahl exotischer Pflanzen flattern und fliegen unzählige Schmetterlinge in den allerschönsten Farben und Formen. Es hat respektable Exemplare dabei, ich schätze die Spannweite der Flügel auf gute 20 Zentimeter.

Neben den Schmetterlingen sind auch ein Skorpion und diverse Tausendfüssler in kleinen Vivarien zu beobachten. Vom, bereits am Eingang angepriesenen, Gecko ist allerdings nur noch der Käfig mit seinem Haus zu sehen. Der Gecko sei leider kürzlich verstorben und man habe noch keinen Ersatz beschaffen können.
Wir kaufen noch einige der zahlreich angebotenen Souvenirs (kleine Anhänger mit echten, laminierten Schmetterlingsflügelchen, die wiegen nicht schwer im Fluggepäck) und verlassen den Butterfly Garden.
Unser Bike wartet geduldig und die Sonne hat den Sitz derart aufgeheizt, dass man ohne weiteres Spiegeleier darauf hätte braten können. Es bleibt uns aber erspart, unseren Allerwertesten zu verbrennen denn die Luft hat unser hinteres Rad leider verlassen und der Reifen ist völlig platt. Als Schuldigen haben wir schnell ein grosses Stück Metall überführt und es bleibt uns nichts anderes übrig, als das Gefährt in Richtung der nächsten Ortschaft zu schieben. Zum Glück ist es bis zu dieser nicht weit und nach einer Viertelstunde haben wir auch schon eine Vulcanizing Shop gefunden. Wir müssen gar nicht lange warten und schon nimmt sich ein Mechaniker des defekten Reifens an und nochmals eine Viertelstunde später sind Schlauch und Reifen repariert und wir können unsere Fahrt fortsetzen. (Kostenpunkt 200 Piso = ca. 5 Franken).

Unser nächstes Ziel ist eine Krokodilfarm. Allerdings hat diese gerade Mittagspause und so nutzen wir die Zeit für einen kleinen Imbiss am Strassenrand in einem Sari-Sari Store. Wir verköstigen uns mit Siopao (Kugel aus Reismehl mit fleischähnlichem Inhalt) und auch Tubig malamig (kühles Mineralwasser) darf natürlich nicht fehlen.
Anschliessend werden wir zusammen mit ca. 30 anderen Touristen aus allen Herren Länder durch die Anlage geführt und bestaunen die dort versammelten Krokodile. Zuerst kommen wir in eine grosse Halle mit unzähligen Becken und Bottichen. Darin sind die kleineren Exemplare, von ca. 10 – 100cm Grösse. Alle Container sind gut leserlich beschriftet mit Alter und Herkunft der Tiere.
Im Anschluss an diese Kinderstubenbesichtigung besteigen wir einen Laufsteg und können so die ausgewachsenen, riesigen Reptilien von oben betrachten. Die Tiere liegen relativ ruhig neben und übereinander und scheinen ihr Krokodilleben zu geniessen.
Schon ist der geführte Teil des Rundganges zu Ende und der krönende Abschluss ist, wie könnte es auch anders sein, das Fotoshooting mit Krokodil. Auch wir lassen und mit einem ca. 1 meterlangen Tier auf dem Arm ablichten; zur Sicherheit hat man der Echse das Maul mit Scotch Tape zugebunden.

Die freie Besichtigung des angrenzenden Zoos ist im Eintrittspreis inbegriffen und wir spazieren an diversen Käfigen vorbei. Zu sehen gibt es verschiedene Vogelarten, wie Seeadler, Geier und vor allem sehr viele Beos. Im Weiteren sehen wir diverse Exemplare der Palawan Bearcat (ein Vielfrass ähnliches Tier), ein bärtiges Schwein und ein etliche Affen.
Leider ist der Zustand der Käfige wesentlich schlechter als derjenige der zahlreichen Souvenir Stände. Viele sind zerfallen und leer, und die noch bewohnten sind nicht gerade sauber und relativ lieblos gestaltet. OK, wir sind von unseren europäischen Zooanlagen auch sicher etwas verwöhnt und nicht überall fliessen die Subventionen so reichlich.
Unser letztes Ziel ist das berühmte Iwahig Gefängnis und Straflager. Auf einer riesigen Fläche von über 20 Hektar, werden ca. 5000 Gefangene beherbergt.
Nachdem wir uns an der Pforte ausgewiesen und in ein Besucherbuch eingetragen haben, dürfen wir völlig allein auf unserem Bike in der Anlage spazieren fahren. Ein seltsames Gefühl, es könnte doch hinter jedem Baum ein verurteilter Raubmörder lauern.

Aber alles ist friedlich und nach 20 Minuten holpriger Fahrt auf einer staubigen Piste erreichen wir das Zentrum mit den Hauptgebäuden. Wir werden von einem netten Philipino angesprochen, der, wie er uns erklärt, auch ein Gefangener ist, sich aber frei auf dem Gelände bewegen dürfe. Es gäbe, so erklärt er uns, 3 Kategorien von Häftlingen. Die ganz gefährlichen sind in einem gesicherten Gebäude untergebracht und haben keinen Freigang. Die 2.Katergorie geht tagsüber, unter Aufsicht von bewaffneten Begleitern zur Arbeit auf die Felder und in die Gärten. Die 3.Kategorie lebt relativ frei auf dem Gelände in kleinen, selbst gebastelten Behausungen und ist auch mit der Aufsicht und der Verwaltung des gesamten Komplexes betraut. Trotz der relativ strengen Kontrolle am Eingang ist das Gelände nicht gesichert und theoretisch wäre es ein leichtes, das Areal zu verlassen und in den angrenzenden Dschungel zu entkommen.
Aber, so erläutert uns der Prisoner, kein Gefangener der einigermassen bei Trost sei käme auf solche Gedanken. Denn so gut wie es Ihnen hier in Iwahig gehe, so gut könnten Sie es draussen, im zivilen Leben gar nicht haben. Es fehle Ihnen an nichts und er könne sich keinen besseren Ort zur Resozialisierung vorstellen als Iwahig. Sicher nicht die übervollen Gefängnisse in Manila.
Nach dem obligatorischen Kauf von einigen Andenken (zum Teil von den Insassen in Handarbeit hergestellt, zum Teil aus China importiert) fahren wir zum Freshwater Swimmingpool. Er gehört zur Anlage und besteht aus zwei grossen Betonbecken, eines für die Erwachsenen und eines für die Kleinen. Durch diese zwei Becken fliesst tatsächlich ein Bach mit klarem, kühlem Wasser. Dieses Schwimmbad wurde durch die Sträflinge gebaut und wird täglich von externen Besuchern frequentiert, denn Frischwasser Schwimmbäder sind selten in Puerto Princesa. Nebst der Erfrischung im kühlen Nass werden auch Getränke und diverse Speisen verkauft. Als besonders lecker gilt das frisch zubereitete Hühnchen vom Grill, das man sich vorher aus der versammelten Hühnerschar aussuchen darf.

Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass es spät geworden ist und in Palawan wird es um 18.30 relativ schnell dunkel. So ersparen wir uns die lange, und in der Nacht auch gefährliche (Schlaglöcher, etc.) Fahrt um die Puerto Princesa Bay herum und besteigen eine Banca, das typische, philippinische Auslegerboot. Die halbstündige Fahrt nach Puerto Princesa kostet, inkl. Bike, ca. 3 Franken und gehört damit in die Kategorie "äusserst günstig".


Wir schaffen es gerade noch bei Tageslicht zurück nach Nikkos Cabanas, wo uns nach einem kühlen Bad ein herrliches Nachtessen erwartet. Sam, der Koch, hat für uns frische Shrimps eingekauft und in einer Knoblauchsosse gegart. Einfach köstlich (wenn man Knoblauch mag).
Wir stärken uns und gehen früh zu Bett den wir sind hundemüde und am nächsten Tag wollen wir nach Sabang fahren, um den Underground River zu erkunden. Aber das ist eine andere Geschichte.



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